Die schöne Tradition, Spiele auf Hardware vorzuinstallieren (Snake auf Nokia-Telefonen in den 1990ern!) war leider etwas aus der Mode gekommen – und jetzt kommt auf einmal Sony mit Astro’s Playroom um die Ecke, das auf allen Playstation-5-Konsolen vorinstalliert ist. Die PS5 ist ab dem heutigen Donnerstag offiziell in Europa erhältlich.
Man könnte nun denken, dass Astro's Playroom Spiel nur dazu dienen soll, der Kundschaft einigermaßen anschaulich den neuartigen Dualsense-Controller nahezubringen. Dass sich dahinter nun aber das innovativste und meiner Meinung nach auch bislang beste Spiel der neuen Konsolengeneration verbirgt – das ist eine echte Überraschung. Klar, auch das für die Xbox Series X aufgehübschte Gears 5 oder die Remaster beziehungsweise Remakes von Spider-Man und Demon’s Souls sind prima Spiele – aber sie fühlen sich nicht nach einem Generationssprung an, daran ändern auch ein paar Frames mehr und ein bisschen Raytracing nichts.
Astro’s Playroom dagegen ist etwas komplett Neues. Das liegt vor allem am Einsatz des neuen Controllers, denn spielmechanisch handelt es sich um einen relativ konventionellen 3D-Plattformer à la Mario. Aber das Spiel fühlt sich anders an: Jede Oberfläche, über die man mit der Spielfigur läuft, jedes Objekt, das man berührt, verursacht andere, charakteristische Vibrationsmuster im Controller. Anders als die in ihrem Effekt eher grobschlächtigen Unwuchtmotoren in bisherigen Controllern kommt hier nun auf jeder Seite des Controllers jeweils eine Schwingspule (Voice Coil Actuator) zum Einsatz. Statt einfach nur zu rumpeln, können diese Schwingspulen feine Vibrationen auf die Hände übertragen. Wenn man auf Eis, Sand oder Gras läuft, fühlt sich das immer anders an. Beginnt es im Spiel zu regnen, spürt man das am Controller – beeindruckend.
Das Spiel platzt fast vor Kreativität
Die 16 kurzen Levels strotzen nur so vor Kreativität. Besonders schön: Da die Spielwelt innerhalb der PS5 angesiedelt ist, besteht die "Natur" aus Plastik, Blech und Silizium. Das "Meer" ist Kühlflüssigkeit, die "Blumen" sehen aus wie die Playstation-Controller-Symbole Quadrat, Dreieck, Kreis und Kreuz. Als Sammelobjekte dienen neben Puzzleteilen auch 50 der populärsten Zubehör-Teile von Playstation 1 bis 5 – unter anderem Kuriositäten wie der GPS-Empfänger der PSP oder die Maus der Playstation 1.
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Erdacht wurde die Astro-Welt vom Asobi-Team, einer Abteilung von Sonys Japan Studio. Im Gespräch mit heise online berichtete Studiochef Nicolas Doucet, wie viel Spaß ihm die Reise durch die Playstation-Historie gemacht hat. Konnte er für die 3D-Abbilder aktueller Zubehörteile auf Sonys CAD-Daten zugreifen, mussten ältere Geräte ganz neu modelliert und zum Teil erstmal besorgt werden: Den PS2-Multitap-Adapter kaufte das Team gebraucht online, andere Teile stammen aus Doucets privater Retrospiele-Sammlung.
Astro‘s Playroom ist bereits das vierte Spiel, in dem die kleinen weißen Roboter vorkommen: In der Minispielesammlung The Playroom tauchten sie 2013 erstmals auf der PS4 auf, in The Playroom VR eroberten sie 2016 die virtuelle Realität. Beide Spiele gab es gratis, das PSVR-Spiel Astro Bot Rescue Mission war 2018 der erste Vollpreis-Astro-Titel. Das Spiel hat einen Metascore von 90 und gilt als einer der besten PSVR-Titel überhaupt.
Auf den ersten Blick kinderleicht
Im Unterschied zum extrem herausfordernden Astro Bot Rescue Mission ist Astro’s Playroom – zumindest auf den ersten Blick – kinderleicht. Das sei natürlich gewollt, erklärt Nicolas Doucet, schließlich seien die Ziele der Spiele ganz unterschiedlich. Astro Bot richte sich an Platforming-Liebhaber, der Schwierigkeitsgrad würde sich an Spiele dieser Art anlehnen. Mit Astro‘s Playroom wolle man dagegen ausnahmslos alle PS5-Spielerinnen und -Spieler erreichen. Wichtig sei deshalb, dass alle Spieler auch wirklich das ganze Spiel zu Gesicht bekommen und nicht irgendwo hängenbleiben. Lässt man die zahlreichen Sammelgegenstände außen vor, kann man sich tatsächlich sehr leicht in ungefähr vier Stunden durch alle Level hüpfen – trotz des niedrigen Schwierigkeitsgrads wird das dennoch nicht langweilig, da die Spielabschnitte sehr abwechslungsreich ausfallen: In einem Level fliegt man mit einem Jetpack durch die Gegend, in einem anderen klettert man in einem Affenkostüm herum – und dann gibt es auch noch Schlittschuh-Levels. Herausfordernder wird Astro‘s Playroom, wenn man alle 46 Trophys haben will: Bis ich die Platin-Trophäe in der Tasche hatte, vergingen neun Stunden.
Ohne Zweifel erhaben ist die visuelle und audiovisuelle Aufmachung: Wie schon bei Astro Bot Rescue Mission haben die Macher der Welt eine sehr charakteristische, spielzeughafte Anmutung verpasst – man möchte am liebsten alles anfassen. Den Soundtrack von Kenneth M C Young pfeift man auch noch Tage nach dem Spielen – während man hofft, dass es nochmal einen umfangreicheres Astro-Titel geben wird. Das Potenzial, Nintendos Mario vom Plattformer-Thron zu holen, ist auf alle Fälle da.
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(jkj)